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03255 Felix Klipstein

Eintritt: 29.10.1906 Fach: Zeichnen
1884-1920
3255
Klipstein, Felix
29.10.1906
Zeichnen
http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/bsb00004662/images/index.html?id=00004662&fip=217.237.113.238&no=&seite=328
Matrikel
1884-1920
3255
Klipstein, Felix
29.10.1906
Zeichnen
http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/bsb00004662/images/index.html?id=00004662&fip=217.237.113.238&no=&seite=328
Quelle Matrikelbuch
Klipstein
Felix
Zeichenschule Halm
29.10.1906
Laubach
26
ohne
Kaufmann
Ergänzende Informationen
1880
1941
Laubach
Deutschland
Konfessionslos

Ort nicht verifizierbar, viele Laubach möglich, auch im Ausland. [MAE]

133223787
Interne Informationen
männlich
[]
1906
Koordinaten
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ff00003c
Titel, Beschreibung
2,0

Empfohlene Zitierweise

03255 Felix Klipstein, Matrikelbuch 1884-1920,
https://matrikel.adbk.de/matrikel/mb_1884-1920/jahr_1906/matrikel-03255
(Zugriff vom 19/04/24)

Nutzerdiskussion

Biografie Felix Klipstein

Dr. Rolf Haaser 2008-08-25 07:19:48

Felix Klipsteins Geburtshaus stand in der De Steeres Straat, der Sternenstraße, in Gent, wo seine Eltern ein kleines Lädchen gemietet hatten und Waren anboten. Mit dem Verkaufsraum verbunden war die Wohnung des jungverheirateten Elternpaares. Die Silhouette der Kathedrale St. Bavo, das Glockenspiel des Turmes von St. Nicolas, die, wie es damals noch hieß, heilig machenden Bilder des Genter Altares standen als markante Eindrücke am Anfang dieses Lebens. Seine Neigung zum Künstlerischen sah Felix selbst später als das Erbe der flämischen Mutter. Der Vater, ein aus Laubach bei Giessen nach Belgien ausgewanderter Kaufmann, hatte ein Vermögen erwirtschaftet, und nach einem Umzug nach Antwerpen noch erheblich vermehrt. Das ermöglichte es seinen beiden Söhnen Felix und August, in finanzieller Unabhängigkeit eine ausgedehnte Ausbildungs- und Studienzeit wahrzunehmen (Felix als praktischer Künstler, der jüngere Bruder August als Kunsthistoriker). Auch ihrer Neigung zur Kunst sowie ihrer Liebe zum Reisen ließ diese Wohlhabenheit weitgehend freien Lauf. Von Laubach aus, wohin die Familie Ende des 19. Jahrhunderts übergesiedelt war, begann Felix Klipsteins künstlerische Karriere mit einem Architekturstudium in Kassel. Das Absterben ursprünglicher Ordnungen, der Genter Stadtschaft und der Laubacher Grafschaft etwa, mag seinen Entschluss mitgetragen haben, sich gewissermaßen auch materialiter mit der Frage des Neuschaffens und Bewahrens von Bausubstanz zu befassen. Der eigentümliche Charakter von Gebäuden war auch noch später für den Zeichner und Graphiker ständiger Anlass zur künstlerischen Auseinandersetzung. 1901 trat er dann in die staatliche Kunstakademie in Karlsruhe ein, um sich der Malerei zu widmen. In der sogenannten Naturklasse, an der der 1899 aus München berufene Lenbach-Schüler Ludwig Schmid-Reutte unterrichtete, lernte er seinen späteren Künstlerfreund Friedrich Barth (1877-1937) kennen. Es folgte eine mit seinem belgischen Jugendfreund Eugène Jacob aus Tournai unternommene ausgedehnte Fußreise nach Italien, Südfrankreich und Korsika. Wohl Ende 1904 war er bereits wieder in Laubach, wo er eine winterliche Ansicht der Stadt zeichnete. Nach einem kurzen Abstecher nach Paris finden wir ihn dann 1905 in München, wo er einen einjährigen Militärdienst ableistete. Nach den Aufzeichnungen seiner Frau, der Schriftstellerin Editha Klipstein (1880-1953) hinderte ihn dies allerdings nicht daran, sich gleichzeitig bei dem damals noch ganz im Banne von Leibl und Trübner stehenden Prof. Peter von Halm in der Technik des Radierens unterweisen zu lassen. Im Herbst 1906 immatrikuliert er sich dann in der Zeichenklasse Halms an der Bayrischen Akademie der Bildenden Künste in München. In die Zeit zwischen 1906 und 1908 fallen Felix Klipsteins legendäre Wanderjahre in Spanien, die übrigens mindestens ebenso sehr der Erprobung männlicher Stärke dienten wie dem gezielten Studium der Kunstwerke des Landes. Einen Teil seiner Spanischen Erlebnisse sollte er 1939/40 in einer kleinen Serie von Erinnerungen in der renommierten Frankfurter Zeitung veröffentlichen. Hier begegnet man ihm, in einen Poncho oder in eine spanische „capa“ gehüllt, mit einem Maulesel auf den Höhen der Sierra Nevada herumkraxelnd, mit geschliffenen Messern und geladener Flinte sich von der Jagd ernährend, in einer Höhle zusammen mit Zigeunern hausend etc.; - mit Sicherheit eine der seinen Charakter am stärksten prägenden Phasen seines Lebens. Auch bei Abstechern von den Bergen in die Städte suchte er das Abenteuer, nicht zuletzt auch das erotische; er war das, was man heute einen Frauentyp nennen würde. Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts wickelte er offensichtlich problemlos um den Finger. Seine Ausstrahlung beruhte zu einem hohen Maße auf seinem Esprit und einer mitunter bis ins Provokative gehenden Unverblümtheit. Sicher verkörperte er die Wunschform einer künstlerischen, ungebundenen Existenz. 1908 begegnete er in Madrid der gleichaltrigen Malerin Editha Blass aus Halle an der Saale, mit der er am selben Mittagstisch saß. Mit ihr begann er, nachdem er ihr eher zufällig beim Kopieren eines Velasquez im Prado wiederbegegnet war, gemeinsame Ausflüge in die nähere Umgebung Madrids zu unternehmen. Während einer Bahnfahrt nach Segovia, bei einem Aufenthalt in einem kleinen Gebirgsbahnhof, machte Felix Klipstein ihr dann auf dem Bahnsteig einen Heiratsantrag. Während Editha Blass nach Halle zurückkehrte, um die Hochzeitsvorkehrungen zu treffen, reiste Felix Klipstein mit zwei Berliner Freunden, dem Maler Leo von König und dem einflussreichen Kunstkritiker Julius Meier-Graefe auf den Spuren El Grecos durch Kastilien. Meier-Graefe hatte die Vision, mit der Wiederentdeckung und Propagierung El Grecos als Vorbild für die moderne Kunst des 20. Jahrhunderts die Kunstszene in Berlin und womöglich ganz Deutschlands umzukrempeln und auf ein neues Konzept zu verpflichten. Auf die Hochzeit in Halle – er hatte sich der künftigen Schwiegermutter mit einem Affen auf der Schulter präsentiert, den er aus Spanien mitgebracht hatte, - folgte eine Hochzeitsreise nach Berlin und ein mehrmonatiger Aufenthalt des jungen Künstlerpaares in Segovia. Aus dieser Zeit datiert seine Freundschaft mit den spanischen Künstlern Daniel und Ignacio Zuloaga. Im Herbst 1909 vollzog Felix Klipstein eine radikale Abkehr von seinen bis dahin gültigen spätimpressionistischen Kunstvorstellungen und rückte in die Nähe der Heimatkunstbewegung, - äußerlich ablesbar an seiner Rückkehr von Segovia nach Laubach. Die oberhessische Kleinstadt am Fuße des Vogelsberges war von nun an der Lebensmittelpunkt Felix Kipsteins. Er bewohnte zunächst einen Turm der mittelalterlichen Stadtmauer und später ein kleines Waldhäuschen auf dem Ramsberg oberhalb der Stadt. In das Jahr 1911 fällt der Beginn seiner Freundschaft mit Le Corbusier, der in Laubach zu Gast in seinem Wohnturm war. Bei der wohl wichtigsten Felix-Klipstein-Ausstellung 1937 in Berlin setzte Editha Klipstein gegen den Willen ihres Mannes durch, dass auch Werke der spätimpressionistischen Phase Felix Klipsteins ausgestellt wurden, so etwa Bilder seiner „Leibl-Phase“ (wobei unklar bleibt, welche Bilder damit gemeint sind) und Werke aus der Zeit des Spanienaufenthaltes, in denen Klipstein noch ausgiebig mit Licht und Farbe spielte. Er starb am 4. Juli 1941 in einer Klinik in Giessen. Sein Grabstein auf dem Laubacher Friedhof wurde von dem mit Felix Klipstein befreundeten Giessener Bildhauer Carl Bourcade gestaltet. Zu seinem Freundeskreis zählten, außer den bereits erwähnten beiden Zuloagas und Le Corbusier, Käthe Kollwitz, Regina Ullmann, Benno Reifenberg, Henriette und Wolfgang Kühne, Lothar Erdmann, Erhard Göpel, Friedrich Barth, Ernst Feuerstein. Lit.: Rolf Haaser: „Gast am eigenen Tische“. Felix Klipstein und Friedrich Barth als Graphiker. Schriftenreihe des Vereins zur Pflege des künstlerischen Nachlasses von Felix und Editha Klipstein e.V. hg.v. Rolf Haaser und Wilhelm R. Schmidt. Bd. 1. Fernwald: litblockín Verlag 2005.

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